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Ungebremst in die Katastrophe

Die Lesung zum Buch „Februar 33“ von Uwe Wittstock am 27.01.2023 in Buthmanns Hof in Fischerhude

Uwe Wittstock mit Foto vom Fackelzug im Sommer 1933
Der Arbeitskreis frauenORTE Cato Bontjes van Beek FISCHERHUDE/ACHIM hat zur Lesung mit Uwe Wittstock am Freitag, den 27.01.2023 um 17 Uhr in Buthmanns Hof in Fischerhude eingeladen.

Ungemein spannend erzählt der Autor in seinem Buch „Februar 33“ von der Tragödie der Abschaffung der Weimarer Republik in nur einem Monat. Das Buch schildert, wie die Ereignisse sich überstürzten und mit atemberaubender Geschwindigkeit sich auf der einen Seite der politische Terror ausbreitete und andererseits die teilweise sehr prominenten Schriftsteller*innen und andere Kunstschaffende ratlos wurden,  erstarrten, mit Flucht reagierten oder auch blieben.

Den gut 60 Besucher*innen schildert Herr Wittstock, wie innerhalb von nur vier Wochen sämtliche demokratischen Rechte der deutschen Bürger*innen beseitigt wurden. Das Recht der Unverletzbarkeit der eigenen Wohnung wurde aufgehoben. Es kam an vielen Orten zu brutalen Überfällen und Ermordungen sowie zu Inhaftierungen und willkürlichen Verhaftungen.

Der ehemalige Mitarbeiter von Marcel Reich-Ranicki hat betont, dass er alles recherchiert hat und keine Interpretationen von ihm stammen. Er hat sich anderthalb Jahre lang Tageszeitungen aus dem Februar 1933 angesehen, die Wetterberichte genutzt und natürlich Bücher und Biografien der Menschen aus jener Zeit bzw. aus späteren Jahren verwandt, um das Buch in dieser Form schreiben zu können.
Auf Nachfragen des Publikums antwortete er, dass er nicht aus der Sicht eines historisch Besserwissenden dieses Buch beschrieben habe, sondern aus der Sicht der damals Lebenden.

Eröffnet wurde die Lesung von Pille Hillebrandt. Sie rezitierte ein Gedicht von Walter Mehring: „Die Sage vom großen Krebs“. Eines der bekanntesten Gedichte von ihm handelt in kunstvollen Versen von der Gefahr der Rückkehr in die Barbarei des Mittelalters mit seinen Folterkammern und Scheiterhaufen durch die Nazis.

Der verstorbene Bundespräsident Roman Herzog führte 1996 den 27. Januar als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ein. Am 27. Januar 1945 wird das größte Vernichtungslager der Nazis in Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Im Hauptlager in Auschwitz waren zeitweise mehr als 20.000 Menschen interniert. Im drei Kilometer entfernten Birkenau kamen nochmal mehr als 90.000 Menschen dazu. Hitlers SS ließ Anfang 1942 hier die ersten Gaskammern errichten. Bei Kriegsende waren mehr als eine Million Menschen in Auschwitz umgebracht worden. (Quelle: http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/241450/holocaust-gedenktag)

Roman Herzog führt in seiner Proklamation 1996 aus: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

2005 wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.

Die persönlichen Bezüge zu diesem verheerenden Kapitel der deutschen Geschichte werden Jahr für Jahr weniger. Sie sterben aus mit der Generation der Opfer – und der Täterinnen und Täter. An jedem Jahrestag gibt es weniger Überlebende, die uns als Zeitzeug*innen von ihren Erfahrungen berichten können um die Erinnerung lebendig zu halten.



frauenORTE Niedersachsen ist eine Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V., die Leben und Wirken bedeutender historischer Frauenpersönlichkeiten lebendig werden lässt und in der breiten Öffentlichkeit bekannt macht. Die Initiative will auch dazu beitragen, dass Frauengeschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote erhalten. Näheres unter: www.frauenorte-niedersachsen.de

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